Samstag, 8. Dezember 2018  ✤  Mariä Empfängnis

Ohne Erbschuld

Am heutigen Tag feiern wir Mariä Empfängnis, wobei selbst viele unter uns Katholiken die Bedeutung diesen Tages missverstehen. Es geht nicht um die Jungfrauengeburt von Jesus, wozu diese verkürzte Bezeichnung oftmals verführt. Der vollständigen Titel bringt uns eher auf die Fährte: das „Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“. Es geht darum, dass Maria, die Gottesmutter, ohne diese Erbschuld geboren wurde.

Um diese Vorstellung wurde innerhalb der katholischen Kirche lange gestritten. Sie entstand wohl ursprünglich in der byzantinischen Kirche um das achte Jahrhundert, allerdings damals als Empfängnis der heiligen Anna, der Mutter Marias. Über Italien kam sie nach Frankreich und England, wo sich der Akzent auf Maria verschob. Noch im Mittelalter stritt man sehr heftig darum, wichtige Persönlichkeiten, wie auch unser Patron, der Heilige Bernhard von Clairvaux, lehnten sie kategorisch ab. Zum Dogma wurde sie erst Mitte des 19 Jahrhunderts erhoben. Evangelische Christen lehnen diese Vorstellung allerdings ab, weil es in der Bibel keine ausdrücklichen Hinweise darauf gibt. Auch die griechischen und lateinischen Kirchenväter kennen sie nicht. Aber zumindest der Gedanke der Reinheit Marias kommt bei ihnen vor.

Wie kann der Mensch schon von Geburt an schuldig sein, bevor er überhaupt irgendetwas getan hat? Häufig wurde diese Schuld in der Vergangenheit mit dem Zeugungsakt und der Sexualität in Verbindung gebracht. Solche Vorstellungen wurden zwar nie offizielle Lehre, aber die lange verbreitete sexualitätsfeindliche Haltung der Kirche trug dazu bei, dass diese Auffassung bis heute verbreitet ist.

In der neueren Theologie versucht man in den letzten Jahren, die alte Vorstellung einer gleichsam „genetischen Vererbung“ der Sünde in Richtung Verführbarkeit des Menschen zum Bösen, und seiner daraus resultierenden Erlösungsbedürftigkeit neu zu interpretieren.

 

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