Sonntag, 22. Dezember 2019       Vierter Advent

In dulci jubilo (GL 253)

Rektor Dr. Stefan ScholzDie Melodie von "In dulci jubilo" läßt die Füße automatisch in ein Tanzen verfallen, so beschwingt kommen die Wechsel von kurzen und langen Notenwerten daher. Der Dominikaner Heinrich Seuse, seine Lebenszeit ist das 14. Jahrhundert, zitiert einige Strophenteile daraus, als er schildert, wie am Fest des Hl. Erzengels Michael in einer Vision Engel vom Himmel herabsteigen und ihn singend im Reigentanz gen Himmel ziehen. Da Seuse das Lied nur bruchstückhaft in seiner Visionsschilderung wiedergibt, setzt er es als bekannt voraus.

Der Himmelstänzer findet seine Freude auf der Erde,
in praesepio, in der Krippe, im kleinen Jesuskind, o jesu parvule,
leuchtend schon vor seiner Geburt, sonnengleich, im Schoß seiner Mutter, matris in gremio.
Alpha und Omega, erster und letzter Buchstabe des griechischen Alphabets,
dieses Kind ist Ursprung und Vollendung alles Geschaffenen,
alpha es et O.
Das Licht des Kindes wirft ein vielsagendes Licht auf die Menschen,
verdorben durch ihre Verbrechen, per nostra crimina;
vom Himmel aber kommt nicht das Strafgericht, keine Verwerfung,
sondern Liebe Gottes pur, o patris caritas.
Gott ist die Liebe. Die Liebe siegt.
Alpha und Omega werden am Ende des Lebens Jesu die Osterkerze zieren,
die als einzige Kerze in stockdunkler Nacht alle erleuchten wird:
der Gekreuzigte ist der Auferstandene.
Die Endgültigkeit des Todes wird aufgebrochen zum Anfang göttlichen Lebens.
Die Freuden des Himmels caelorum gaudia, stehen offen,
weil durch Krippe und Kreuz,
in Jesu Menschwerdung, durch seinen Tod und in seiner Auferstehung
die Liebe Gottes sichtbar unter uns erschienen ist in diesem Menschenkind,
das, von der Liebe Gottes ganz durchformt, ganz Mensch wird,
weil er Gott ist.
Ziehe mich hinter dich, trahe me post te, bester Jesus, o puer optime,
daß ich in deinem Schlepptau am eigenen Leib erfahre,
daß nichts über die Liebe geht,
daß Gott in allem und über allem ist,
von Anfang bis Ende,
von der Geburt bis zum gewaltsamen Tod,
vom Einssein mit Gott bis in tiefster Gottverlassenheit.
Der Verstand kapituliert,
denn er sucht nach dem großen Wurf,
dem alles Erklärenden.
In diese Wahrheit muß man sich einsingen, hineintanzen,
daß die Bedenken, die Wenns und Abers mitklingen,
aber nicht den Grundton angeben,
daß der, der hinter Jesus geht,
sich mitreißen läßt vom neuen Liebesgesang der Engel, nova cantica.
Welche Gnade, quanta gratia!
Welche Freude, ubi sunt gaudia!
Trahe me post te!

— Rektor Dr. Stefan Scholz


Text auf Deutsch

In dulci jubilo
nun singet und sei froh:
Unsers Herzens Wonne
liegt in praesepio
und leuchtet wie die Sonne
matris in gremio.
|: Alpha es et O.:|

O Jesu parvule,
nach dir ist mir so weh.
Tröst mir mein Gemüte,
o puer optime.
Durch alle deine Güte,
o princeps gloriae,
|: trahe me post te! :|

Ubi sunt gaudia?
Nirgend mehr denn da,
da die Engel singen
nova cantica,
Und die Schellen klingen
in regis curia.
|: Eia, wär’n wir da! :|

Mater et filia
ist Jungfrau Maria;
wir wären gar verloren
per nostra crimina:
So hast du uns erworben
celorum gaudia.
|: Maria, hilf uns da! :|

 


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