Freitag, 11. Dezember 2020    

Mutmachendes Licht – Chanukka

Am 25. Kislew im hebräischen Jahr 3597 feierten Juden zum ersten Mal Chanukka (auf Deutsch „Einweihung“), in diesem Jahr 5781 feiern Juden auf der ganzen Welt vom 11. bis zum 18. Dezember wieder dieses Fest. Chanukka gehört nicht zu den biblischen Festen im jüdischen Feiertagszyklus; denn die diesem Fest zugrunde liegenden Ereignisse und das Gebot, Chanukka zu begehen, stehen nicht in den fünf Büchern Mose, in der Tora. Diese acht Tage sind Halbfeiertage.

Das Fest beginnt bereits am Vorabend nach dem Sonnenuntergang. Während die erste Kerze angezündet wird, werden drei Segenssprüche gesagt. Solange die Kerze brennt, ruht die Arbeit und es wird gefeiert. So kommt jeden Tag ein weiteres Licht hinzu, bis alle acht Lichter vom Schames, dem Diener des Lichts, entzündet wurden. Der Schames ist das Licht, mit dem die anderen Lichter entzündet werden.

Bei dem achttägigen jüdischen Chanukka feiern wir die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem.

Die Ereignisse führen uns in das Jahr 165 vor der heutigen Zeitrechnung. Der Hellenist Antiochus wollte uns Juden seine heidnischen Riten aufzwingen. Den Tempel in Jerusalem verwandelte der Absolutist in eine heidnische Kultstätte und ließ ein riesiges Standbild des Zeus in dem jüdischen Heiligtum aufstellen.

So war der Tempel entweiht.

Darüber hinaus und um uns Juden unsere jüdische Identität vergessen zu lassen, verbot Antiochus der jüdischen Bevölkerung:

Weiter führt uns die Erinnerung zu der kleinen jüdischen Partisanen-Armee, zu den Makkabäern. Ermutigt durch den Glauben an den EINEN, verteidigten die Makkabäer ihr Recht auf Religionsfreiheit und das Wunder konnte geschehen...
Der Sieg von Wenigen über Viele!
Der Sieg von Schwachen über Stärkere!

So können wir Juden an Chanukka das Überleben unserer, der jüdischen Religion feiern.

Auch Sie können den Geburtstag mit uns feiern, ebnete doch der Sieg der Makkabäer auch den Weg für das Christentum.

Die Makkabäer kämpften nicht, um zu erobern, es ging nicht um Landnahme oder um die Erweiterung eines Königreichs. Ihr Kampf war ideologisch-geistig begründet, es ging um Autonomie und Religionsfreiheit.

Nachdem die Makkabäer alle Zeichen des Götzendienstes aus dem Heiligen Tempel entfernt hatten, wollten sie das ner tamid, das ewige Licht in der großen menora, in der großen siebenarmigen Tempelleuchte, anzünden.

Auf der Suche nach einem Ölkännchen, versehen mit dem Siegel des Hohenpriesters als Zeichen dafür, dass es sich um koscheres Öl handelt, fanden sie ein angeschlagenes Tonkrüglein mit nur noch einem Fitzelchen von makellosem, geweihtem Öl. Es war so wenig Öl, dass zu befürchten war, dass die Flamme vielleicht wenige Stunden, höchstens jedoch einen Tag damit gespeist werden könnte. Unverzagt zündeten die Makkabäer die Lampen der menora mit dieser kleinen Menge Öl an. So weihten sie den Tempel neu. Und das Wunder konnte geschehen...

Die Flammen erstrahlten nicht einen Tag, nicht zwei Tage, sondern acht Tage, bis das neue, koschere Öl für die Tempel-menora wieder hergestellt war.

Chanukka ist die Erinnerung an das Lichtwunder, an das „keiniken“, schwache Lichtchen, das nicht ausgeht.

Nach dem Sieg pflanzten die Makkabäer ihre Lanzen, als brennende Fackeln, um den Tempelberg auf, weit sichtbar – öffentlich!
Auch heute stellen wir jüdischen Familien die Chanukkalichter weit sichtbar, Mut machend, in Fenster- oder Türrahmen oder auf öffentliche Plätze, in New York, Paris, Berlin, Offenbach und auch hier in Frankfurt. So können sich die Wunder von Chanukka verbreiten.

Wunder lassen uns Menschen G'ttes- Gegenwart spürbar werden, erleben, wahrnehmen.

Lasst uns das Licht anzünden!
Lasst uns Gesicht zeigen und eingreifen, wenn Ungerechtigkeit oder Unrecht geschieht. Lasst uns uns Gehör verschaffen, andere gewinnen, damit wir viele werden. Denn so heisst es in dem Chanukkalied:
Je-led, Je-led, Je-led kat,
Kind und Kind und kleines Kind,
Jedes in der Hand ein Licht,
Jedes, eines hinter dem anderen

Den Brauch, in der dunklen Jahreszeit Lichter anzuzünden, gibt es in vielen Kulturen. Sie feiern den Advent mit dem Anzünden von jeweils einer Kerze am Adventssonntag. Wir feiern acht Tage lang Chanukka und jeden Tag kommt ein Licht hinzu.

Das Dunkel kann man nicht mit dem Stock vertreiben – wir müssen das Licht anzünden.

Schalom

Petra Kunik
Vorsitzende der GCJZ Frankfurt
(Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit)

 


 

Zur Erinnerung an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz führte uns im Januar ein Gedenkgang aus St. Bernhard durch das Nordend bis zum Jüdischen Friedhof. Wir hielten an Stolpersteinen und erinnerten an die mit den Orten verbundenen Menschen. Mit Petra Kunik laden wir zu einem virtuellen Gedenkgang ein: „Im Gehen erinnern – in Frankfurt erinnern“

Als Zeitzeugin „Jüdisches Leben heute“ kann über die Hessische Landeszentrale für politische Bildung ein Gespräch mit Frau Kunik angefragt werden.

 


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