Donnerstag, 10. Dezember 2020    

Gaudete – freut euch

Maria DeckerSo klingt es in diesem mittelalterlichen Adventslied, das sich vor allem im angelsächsischen Raum immer noch großer Beliebtheit erfreut. Gaudete, so heißt auch der kommende 3. Adventssonntag, der bereits ein wenig von der Weihnachtsfreude vorwegnimmt.

Heute ist der 10. Dezember, der Internationale Tag der Menschenrechte. Auch ein Tag zum Freuen möchte man meinen und das Gaudete anstimmen.

1948 verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen die Allgemeine Erklärung der Menschenreche. Darin finden sich unter anderem das Recht auf Leben, das Verbot der Folter, die Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit, das Recht auf ein faires Verfahren vor Gericht und vieles mehr. Wenige Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und dem Schrecken des Nationalsozialismus war die Festschreibung dieser Rechte ein Meilenstein im Verständnis, dass jeder Mensch eine unveräußerliche Würde besitzt, und eine Konkretisierung, was diese Würde umfasst.

Die Menschenrechte kommen jedem Menschen allein aufgrund seines Menschseins zu. Sie sind universal, d.h. sie gelten überall und für alle Menschen und können nicht durch die staatliche Gesetzgebung eingeschränkt werden. Sie sind egalitär und gelten für jeden Menschen gleichermaßen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Nationalität, Alter, Hautfarbe, Religionszugehörigkeit, etc. Sie sind unveräußerlich, können also weder entzogen noch willentlich aufgegeben oder abgetreten werden. Sie sind unteilbar und müssen stets in ihrer Gesamtheit verwirklicht werden.

Es wäre wahrlich ein Grund zur Freude, wenn diese Rechte überall und für jeden Menschen verwirklicht wären. Wir wissen, sie sind es nicht. Ich arbeite für eine Frauenrechtsorganisation, SOLWODI, die sich um ausländische Frauen in Deutschland kümmert, die Not und Gewalt erfahren haben. Uns begegnen in der täglichen Arbeit Opfer von Menschenhandel: Frauen, die unter falschen Versprechungen nach Deutschland gelockt werden, sich oft enorm verschulden und diese Schulden dann in der Prostitution „abarbeiten“ müssen. Versuchen sich die Frauen aus ihrer Zwangslage zu befreien, drohen Vergewaltigung und andere brutalste körperliche Gewalt. Andere Klientinnen, oft junge Mädchen, sind von Zwangsheirat und Ehrenmord bedroht, wieder andere Opfer häuslicher Gewalt. Statt die betroffenen Frauen wirksam zu schützen, werden sie in Asylverfahren oft als „unglaubwürdig“ abqualifiziert und in ihre Heimatländer abgeschoben – dort beginnt die Spirale der Ausbeutung und der Gewalt von Neuem.

Menschenrechte sind auch Frauenrechte. Frauen haben das Recht auf Würde, auf körperliche Unversehrtheit, auf ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit. Nicht nur am 10. Dezember, an jedem Tag!

An Weihnachten wird Gott Mensch. An Weihnachten feiern wir daher nicht nur aber auch die Würde des Menschen. Weihnachten ist die Zusage Gottes, dass jeder Mensch allein aufgrund seines Menschseins wunderbar und einzigartig ist. Wäre Gott sonst Mensch geworden? Die Menschwerdung Gottes an Weihnachten begründet die Würde des Menschen. Weihnachten ist die Liebeserklärung Gottes an den Menschen.

Gaudete!

— Maria Decker

 


Möchtet ihr wissen, was wir letztes Jahr hinter diesem Türchen für Euch versteckt haben?

Bleibt mit uns verbunden: Facebook, Instagram, Twitter, YouTube und SoundCloud