Sonntag, 1. Dezember 2019       Erster Advent

„December Song“ von Peter Hollens

Pfarrer Dr. Thomas HankeDer 1. Advent ist in diesem Jahr auch der 1. Dezember. Da passt es, den „December Song“ von Peter Hollens zu hören und in den Blick zu nehmen. Peter Hollens ist ein US-amerikanischer Popsänger, geboren 1982. Man tut dem Lied und seiner Darbietung durch Hollens wohl kein Unrecht, wenn man sagt, dass sie ziemlich gefühlvoll gehalten sind. Hollens setzt nicht auf Dissonanzen, sondern auf Harmonie.

Das Lied spannt einen weiten Bogen. Der Text ist gegliedert in 1. Strophe – Refrain – 2. Strophe – Refrain – Coda. Los geht es in der 1. Strophe mit positiven Alltagserfahrungen, die wir womöglich mit der Weihnachtszeit verbinden:

In December
We give our gifts
Wishing well to our world
Peace on Earth to
Everyone
A time to be joyful
when all is calm
and all is bright.

Diese Erfahrungen haben erstmal gar nichts mit Religion zu tun. Das klingt ja auch im Titel des Liedes an, wo nicht von Advent oder Weihnachten die Rede ist, sondern ganz weltlich einfach von Dezember. Man muss kein Christ sein, um im Dezember Geschenke zu kaufen und zu verschenken. Man muss kein Christ sein, um Kerzen anzuzünden und elektrische Beleuchtung einzuschalten, um anderen Menschen Gutes zu wünschen und Frieden für die ganze Welt, um die Stille zu genießen (bzw. sich nach einer solchen Stille zu sehnen, wenn es wieder doch zu stressig wird…).

Ganz am Ende des Liedes hingegen, in der Coda, verwandelt sich das Lied in ein starkes christliches Bekenntnis:

O Come Let Us Adore Him
O Come Let Us Adore Him
O Come Let Us Adore Him
Oh Night Divine.

O Come Let Us Adore Him“, das ist ein wörtliches und melodisches Zitat aus einem der bekanntesten christlichen Weihnachtslieder, dem lateinischen „Adeste fideles“, auf Englisch als „O Come, All Ye Faithful“ geschmettert und auf Deutsch als „Nun freut euch, ihr Christen“ (GL 241). Es endet auf Englisch mit „O Come Let Us Adore Him, Christ, the Lord“ und auf Deutsch mit „Kommt lasset uns anbeten, den König, den Herrn“.

Ein weiter Bogen also von einer scheinbar ganz profanen Dezember-Sehnsucht zu einem religiösen Bekenntnis. Die Frage ist, ob das tatsächlich so leicht und ungebrochen geht. Deswegen ist der Zwischenteil nicht ganz unwichtig, der Refrain und die 2. Strophe*. Denn da kommt ein bisschen Wehmut ins Spiel. Die 2. Strophe blickt zurück in die Vergangenheit, ruft Erinnerungen wach, wie es früher einmal war, als man gemeinsam Weihnachten feierte:

There are times
I can remember
with family and friends
the light of Christmas
radiates
It lights up my memories
the magic of love
we made time...

Schöne Erinnerungen – aber was bleibt davon? Auch der Refrain fragt melancholisch:

But why
Does it change with seasons?
And why can't we just hold on?

Das heißt ja nicht nur: Warum ändert sich das, wenn die Festzeit wieder vorbei ist, und warum können wir nicht den Rest des Jahres diese Dezember-Stimmung bewah­ren? Ich glaube, es heißt auch: Warum ändert sich das mit den „Seasons“ meines Lebens, mit den unterschiedlichen Phasen als Kind, Jugendlicher und während der Jahrzehnte des Erwachsenseins, in denen sich die Einstellung zum Leben und auch zur Religion immer wieder verwandelt?

Vielleicht kann dieses Lied mit der eigenen Dynamik seines Textes heute zum 1. Advent diesen kleinen Denkanstoß mitgeben. In welcher Phase meines Lebens stehe ich eigentlich? Wie schaue ich auf mein Leben? Was kann mir Religion, was kann mir das christliche Weihnachtsfest noch geben? Was wünsche ich mir? Was suche ich?

Wen suche ich?

— Pfarrer Dr. Thomas Hanke

 

* Aus urheberrechtliche Gründen können wir hier nicht den vollständigen Liedtext veröffentlichen – aber mithilfe einer Internetsuchmaschine werdet Ihr schnell fündig werden...


Möchtet ihr wissen, was wir letztes Jahr hinter diesem Türchen für Euch versteckt haben?

Bleibt mit uns verbunden: Facebook, Instagram, Twitter, YouTube und SoundCloud